Sachsenburg

Die alte Sachsenburg wird ein 1197 genannter Henricus de Sassenberg, ein Reichsministeriale, errichtet haben. Zu dieser gehört das 1150 gegründete Dorf Frankenberg, 1214 dann „castrum“ und „civitas“ genannt. Im 13. Jhd. ist Sachsenburg ein Lehen der Markgrafschaft Meißen, aber eine sog. Herrschaft. Die Burg wird im 13. und 14. Jhd. zu einer festungsartigen Wehranlage ausgebaut und bestand aus Hauptburg, innerer und äußerer Vorburg.


Spätestens 1368 ist der Ritter Johannes von Schönberg, aus dem Zschochauer Stamm, ihr Besitzer. Sein Siegel mit dem Bild des Löwen hängt an der Altzellaer Urkunde vom 7. 12. 1368. Es ist die älteste erhaltene Darstellung des Schönberg’schen Wappens. Der Erwerb der Herrschaft wird aufwändig gewesen sein. Die Mittel dazu, ebenso wie für den Erwerb der Herrschaft Purschenstein, werden aus der Pfandsumme stammen, die die Wettiner den Schönberg’schen Vettern für die Auslösung der Herrschaft Schellenberg zurückzahlten.

Die ehemalige Reichsherrschaft Schellenberg hatten die Wettiner 1336 den Brüdern Hanns und Dietrich und deren Vetter Hanns von Schönberg für 1062 Schock breiter Groschen verpfändet. In Sachsenburg folgte Dietrich, der an der Schlacht von Aussig teilnahm. Nach Dietrichs Tod wurden seine Vettern vom Schönberger Hauptast belehnt. Diese hatten sich mit dem Gesamtlehnbrief vom 26. April 1422 gegen Zahlung von 600 rheinischen Gulden die Anwartschaft auf Sachsenburg gesichert. Es waren die Söhne des Ritters Caspar (+ um 1411) auf Reinsberg, Nössige und Schönberg, und zwar u. a. Hanns, dessen Söhne Heinrich und Caspar den Stollberger und den Sachsenburger Hauptzweig begründeten und Nikol, dessen Söhne Dietrich und Hanns die Stammväter des Schönberger und des Reinsberger Hauptzweiges wurden. Mitbelehnt wurden auch die beiden späteren Meißner Bischöfe Caspar und Dietrich.

Die Brüder blieben gemeinschaftliche Besitzer, obwohl die beiden Kleriker kein Lehen haben durften. Die mit dem letzten Sachsenburger Dietrich näher verwandten Zschochauer Vettern waren bereits aus der Gesamtbelehnung ausgeschieden, wohl weil sie ihren Anteil an der genannten Pfandsumme für den Erwerb von Reichenau (1420) einsetzten.

Nach dem Tod des Bischofs Dietrich (+ 1476) wurde der zwischenzeitlich noch wesentlich erweiterte (z.B. durch die Städte Wilsdruff und Hainichen) Gesamtkomplex geteilt. Dabei fiel Sachsenburg an die Söhne von Hanns. Als letztere sich 1477 auseinandersetzten, erhielt der heimliche Rat Heinrich die 1473 noch gemeinsam erworbene Herrschaft Stollberg, während dem heimlichen Rat, Hofmeister, Oberhofrichter und Landvogt Caspar die Herrschaft Sachsenburg mit der Stadt Frankenberg, Wingendorf, der Stadt Hainichen, die Herrschaft Zschöppichen (Neusorge) und Börnichen zufielen. Später erwarb Caspar noch Oberschöna.

Die Herrschaft war eine der größten in Sachsen. Caspar baute in den Jahren 1480 bis 1488 die Burg zu einem markanten Schloss um. In seiner räumlichen Struktur und künstlerischen Gestaltung stand dieser Bau auf der Höhe seiner Zeit. Die jüngst wieder entdeckten Wandmalereien in der früheren Kapelle datieren die Experten auf die Zeit zwischen 1450 und 1470. Caspar war 1461 mit Herzog Wilhelm ins Heilige Land gepilgert, auch der Hofmeister Dietrich auf Schönberg (heute Rothschönberg).

Das deutet darauf hin, dass Caspar sich in der Kapelle als Stifter abbilden ließ. Doch schon 1482 begann er den Umbau der Burg zum Schloss mit Baumeister Hans Reynhart. Dieser war an dem Bau der Albrechtsburg in Meißen und am Schloss in Dresden beteiligt; eine neue Kapelle entstand. Die Malereien der älteren Kapelle wurden zugemauert. Dieser Umbau, nach und nach ein Totalumbau, ließ die Sachsenburg zu einem Glanzpunkt der spätmittelalterlichen Architektur in Sachsen werden. Caspar hatte in verschiedenen Funktionen wesentlichen Anteil am politischen Wirken der Wettiner. Ob er noch im hohen Alter an Turnieren teilnahm, ist nicht sicher. 1491 starb er und wurde in Kloster Altzella beigesetzt.

Dort wurde für ihn ein Standbild oder Epitaph in Messing errichtet. Es wurde 1588 nach Treben bei Altenburg gebracht un 1797 in eine Glocke umgegossen. Sichtbares zeichen eines in seiner Zeit noch angesehenen Mannes!


Caspars Nachkommen konnten die Herrschaft Sachsenburg samt Frankenberg nur bis 1610 halten. Sachsenburg und Frankenberg fielen an den jüngsten Sohn Caspar. Dessen Tochter Margaretha heiratete Graf Heinrich v. Schwarzburg; doch galt diese Ehe nicht als ebenbürtig. Nach dem Tode der Söhne dieses Caspars fiel Sachsenburg an dessen Neffen Georg und Frankenberg an den Neffen Wolf. Wolf war 1558 der erste Schönberg, in der fast rd. 200 Jahre dauernden Zeit, in der die Wettiner das hochwichtige Amt ihres obersten Berghauptmanns den bestens qualifizierten Schönbergs anvertrauten. Heinrich, ein jüngerer Sohn Georgs verkaufte das schwer belastete Sachsenburg am 16. März 1610 für 41.000 Gulden an den Kurfürsten Johann Georg I.

Dieser hatte am 3. Januar 1610 bereits Frankenberg für ebenfalls 41.000 Gulden dem Deutschordens-Komtur Hanns und dessen Bruder Heinrich die Herrschaft Neusorge für 49.000 Gulden abgekauft. Ihre Vettern, der älteste und der jüngste Sohn des Berghauptmanns Wolf, hatten sich mit dem Erwerb der Herrschaft Teplitz sichtlich übernommen, viel riskiert und letztlich alles verloren, auch den Glanz der alten Herrschaften der Familie. Die Herren der Sachsenburg und der Stadt Frankenberg hatten das Abenteuer in Teplitz mitfinanziert.


Dr. Rüdiger Frhr. von Schönberg März 2021